Vim – Der perfekte Editor

Vergiss deine Maus und werde mit Vim zum Keyboardjunkie

Anmerkung: wie du unter Ubuntu die dämliche CAPSLOCK-Taste z.B. mit Escape neu belegen kannst, erfährst du hier.

Meiner Meinung nach ist Vim der perfekte Editor sowohl für Ubuntu als auch für alle anderen Betriebssysteme. Warum?  Ganz einfach: die modes. Was sind die modes? Vi(m), steht für Vi iMproved, verfolgt ein anderes Konzept als die (wahrscheinlich) euch bisher bekannten Editoren. Ein „normaler“ Editor (unter Ubuntu z.B. der Standard-Editor gedit) haben nur einen Editormodus, ich nenne ihn mal den „C&I“-Modus (Command&Insert Modus (manche unterstützen auch noch den Blockmodus)).
Soll heißen: man kann alle Operationen und Schreibarbeit einfach so erledigen. Relativ simples „klickiklicki“.

Achtung: unter einem frischen Ubuntu ist der Vim Editor nur in einer abgespeckten Version vim-tiny installiert (unterstützt z.B. kein Syntax-Highlighting), installiere daher bitte das komplette vim-Paket per

sudo apt-get install vim

Vorteile

Was ist denn bei Vim anders/besser?

  1. Vi(m) ist auf jedem Unix-System als Standard-Editor verfügbar.
  2. Vim ist einer der schlankesten und schnellsten Editoren
  3. braucht man keine Gui, d.h. man kann Dateien von der Konsole aus editieren.
  4. das Wort Anpassbarkeit wird durch Vim definiert :>
  5. Der Hauptfaktor: Vim besteht aus drei (5) modes: der Command-Mode, der Insert-Mode und der Visual-Mode. Per Tastatur gelangt man in die verschiedenen Editorenmodi (i für insert, v für visual und ESC für den command-mode).

Das Ungewöhnlichste bei VIM ist der command-mode. Du kannst per Tastatur durch das ganze Dokument navigieren. entweder per Pfeiltasten (ieh), per hjkl (h= Stelle nach links, j= Zeile runter, k= Zeile hoch, l= Stelle nach links) oder mit den anderen Commands wie gg zum Dateianfang, G zum Dateiende, :zahl zur Zeile zahl springen, dd für Zeile löschen und per p wieder einfügen, usw. usw. usw. Noch abgefahrener ist die Kombinationsmöglichkeit der Befehle unter Vim. So kannst du z.B. Befehle kombinieren: tippe einfach 5j im command-mode, und dein Cursor springt 5 Zeilen tiefer, tippe 5dd, und die nächsten 5 Zeilen werden gelöscht und in den Zwischenspeicher gelegt. Ich merke gerade, darüber könnte ich ein Buch schreiben. Für eine Übersicht solltest du dir wirklich die 30 Minuten Zeit nehmen und das Vim HowTo vimtutor machen und dir die Links zu den vim-Befehlen anschauen, das würde sonst hier den Rahmen sprengen.
Im insert-mode verhält sich Vim wie ein gewöhnlicher GUI-Editor. Per Pfeiltasten kann man navigieren, schreiben, löschen, etc.
Der visual-mode ist dafür da, Textblöcke zu markieren und gleichzeitig zu bearbeiten.

Wo ist denn nun genau der Vorteil an dem Editor?

Du brauchst die Maus nicht mehr. Du kannst durchgehend die Finger beider Hände an der Tastatur lassen. Kein Neusortieren mehr nachdem du die Maus benutzen musstest. Ein Traum!

Weiterhin die Präzision und Geschwindigkeit, mit der du dich im Editor durch das Dokument bewegen kannst. Ein Beispiel aus der Praxis: ich programmiere gerade rum, habe Vim und ein weiteres Terminal offen. Beim Compilen kommt der Error: „blablabla not correct in line 77“. Zeile 77 also, ok. Per Alt+Tab zur Vim-Konsole, in der die Datei offen ist, und kann blind zur Zeile navigieren, indem ich eintippe 77G. Falls der Compiler noch ausgespuckt hat, dass der Fehler an Stelle 23 beginnt, gehts per 23l direkt dahin. Einfach herrlich :)

Vorteil 3: Die Ladegeschwindigkeit. Ich habe bisher noch keinen Editor gesehen, der schneller lädt!

Vorteil 4: die Erweiterbarkeit des Editors. Auf vim.org gibt es (zur Zeit) 3324 Scripts, um deinen Vim nach deinen persönlichen Vorlieben anpassen.
Doch halt! Vim hat keine Nachteile? Naja, viele bezeichnen die Lernkurve als Nachteil, nach dem Motto „Hä? Ich muss schon die Programmiersprache zum Programmieren lernen, da will ich nich noch extra einen Editor bedienen lernen müssen!“. Zugegeben, es ist auch wirklich eine krasse Umgewöhnung nötig, wenn man von Gui-Editoren kommt und die volle Power von Vim spüren will. Aber glaub mir, das ist es alle mal wert. Lass es mich an einem Beispiel verdeutlichen:
Nimm das Autofahren. Niemand kann von Geburt an Autofahren oder Laufen. Die meisten von uns haben das Laufen nach ein paar (oder ein paar mehr :>) Jahren gelernt und machen es jeden Tag. Dann irgendwann um die 18 fangen alle an, einen Führerschein zu machen. Warum? Laufen kann doch schon jeder. Wozu soll ich das ganze Zeug wie Schalten lernen? Weil du sonst nicht Autofahren kannst (Lauf doch einfach mal von Hamburg nach München…). Du musst also alte Gewohnheiten in den Hintergrund stellen und dich auf etwas Neues einlassen. Autofahren lernen ist eben nicht ein anderes Laufen, es ist eine andere Fortbewegung. Diese neue Methode, etwas zu tun, bringt dir viele neue Vorteile. Vorteile, deren Wert du gar nicht erkennen kannst, bevor du das ganze Potential (oder zumindest einen großen Teil) der neuen Methode erschöpfst.

Ob und wie du dich auf diese neue Art, Dinge zu tun, einlässt, ist dir überlassen. Falls du trotzdem noch auf Vim umsteigen willst, guck dir meinen Post Vim HowTo an. Der sollte dir einen guten Einstieg bieten.

Allerdings bedeutet bei Vim lernen nicht nur lesen. Du musst auch damit arbeiten, um es zu verstehen und das System in Fleisch und Blut übergehen zu lassen.

Vom Standard-Vim zum perfekten Editor

Mit einer eigenen Konfiguration

Vim ist der Editor der Möglichkeiten, und das greift auch bei den Einstellungsmöglichkeiten. Konfigurieren kann man Vim per .vimrc-Datei, die in deinem Homeverzeichnis liegt bzw. angelegt werden muss. In ihr kannst du alles einstellen, von Vims Optik bis hin zu Tastaturkürzeln. Hier ist meine dokumentierte .vimrc mit vielen nützlichen Keybinds!

Vim anpassen mit Plugins

Von Haus aus ist Vim schon geil, aber mit den richtigen Plugins ist er noch mal eine zehn Ecken besser und erlangt jedes Feature aktueller Editoren/IDEs.

Die besten Plugins habe ich hier aufgelistet.

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6 Gedanken zu „Vim – Der perfekte Editor

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